Vom Musenhof zur Heilanstalt *
Hohes Renommee erlangte Tannenfeld als medizinische Heil- und Nervenanstalt unter Dr. med. Paul Tecklenburg. Ihm ist es gelungen, ein geschlossenes Gesamtkonzept von Einzelvillen und Schloss in das erweiterte Parkkonzept einzubinden. Noch heute überzeugt das allseits durchdachte Raumkonzept mit seinen Einzelhäusern und Appartements. 

Tecklenburg stammte aus Bojanowo in der Provinz Posen im heutigen Polen. Der Sohn eines Schulrates studierte nach dem Abitur in Meseritz Medizin an den Universitäten Jena, München, Breslau und wieder Jena, wo er nach seinem Staatsexamen 1894 promovierte. Bevor er nach Tannenfeld kam, sammelte Tecklenburg an mehreren Kliniken für Gemüts- und Nervenkranke Erfahrungen, absolvierte eine nervenärztliche Ausbildung und studierte experimentelle Psychologie. Seine Lehrer – Professor Otto Binswanger, Professor Paul Emil Flechsig, Professor Wilhelm Wundt und Reginald Henry Pierson – zählten zu den renommiertesten ihrer Zeit. 1896 heiratete er und öffnete eine eigene Praxis in Leipzig. Ein Jahr später erfüllte er sich in Tannenfeld den Traum von einer eigenen Klinik. (Quellenangabe: Klimpe, Volker: Vom Musenhof zur Heilanstalt. Schloß Tannenfeld und Dr. Arthur Tecklenburg (1870 - 1957); in: Ärzteblatt Thüringen, Jahrgang 2012, Heft 10 (Oktober), S. 560.)

Dr. Arthur Tecklenburgs Heilanstalt spezialisierte sich vor allem auf Morphin-Abhängige und Alkoholiker, aber auch die Unterbringung chronisch Kranker war möglich. Nach Geschlechtern getrennt gab es offene und geschlossene Klinikbereiche. Eine Wachstation für gefährdete und gefährliche Patienten entsprach dem damals neusten Stand. Neben der nervenärztlichen Behandlung setzte man auch auf Diäten, Hydro- und Elektrotherapie, Gymnastik und Massagen. Sport und körperliche Arbeit gehörten ebenso zu Tecklenburgs ärztlichem Konzept. Der Klinikchef wird als einfühlsam und fürsorglich gegenüber seinen Patienten beschrieben. (Quellenangabe:Ebd., S. 561). Ein bekannter Patient in Tannenfeld war der erste deutsche Professor für Ohrenheilkunde Hermann Hugo Rudolf Schwartze (1837–1910). 
Er zählt zu den Begründern der wissenschaftlichen Ohrenheilkunde. An einem unheilbaren Nervenleiden erkrankt, starb er am 20. August 1910 in Tannenfeld. (Quellenangabe: O. N.: Hermann Schwartze, in: Catalogus Professorum Halensis der Martin-Luther-Universiät Halle-Wittenberg: www.catalogus-professorum-halensis.de)
Tecklenburgs berühmtester Patient war vermutlich Rudolf Ditzen (1893–1947), der später als Schriftsteller unter dem Pseudonym Hans Fallada Weltruhm erlangte. Nach einem missglückten Doppelselbstmord, bei dem sein Freund Hanns Dietrich von Necker ums Leben kam, wurde der 18-jährige Rudolf Ditzen im Januar 1912 in Tannenfeld eingewiesen.
*(Zum Weiterlesen: Museum Burg Posterstein: Schloss Tannenfeld - Inspiration und Wirklichkeit. Posterstein 2018)

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